Bonn wird klimaneutral
Der Klimawandel muss vor allem auf globaler Ebene bekämpft werden. Dennoch können wir auch auf kommunaler Ebene einen wichtigen Beitrag leisten und ein Bewusstsein schaffen. Bei Klimaschutzmaßnahmen muss darauf geachtet werden, dass sie unter breiter Beteiligung der Bevölkerung ausgearbeitet und getroffen werden. Nur so erhalten sie die notwendige Akzeptanz. Sie sollten wirtschaftlich angemessen, sozialverträglich, effektiv und effizient sein.
Bonn wird klimaneutral
Wir Freien Demokraten bekennen uns zu dem Ziel, dass Bonn klimaneutral wird. Dabei wollen wir mit den Bereichen beginnen, die besonders hohe Emissionen verursachen.
Die städtischen Kläranlagen haben einen großen Anteil am kommunalen Stromverbrauch. Eine Bündelung der vier Kläranlagen an einem gemeinsamen Standort am Salierweg würde die Energie- und CO2-Bilanz deutlich verbessern. Die Stadt muss bei ihren Gebäuden mit gutem Beispiel vorangehen. Schnelle energetische Sanierungen, vor allem auch von Schulen und Kitas, schonen das Klima und sparen Kosten.
Viele Bürgerinnen und Bürger wollen einen Beitrag zur Reduktion von CO2 leisten. Die Stadt kann sie unterstützen, indem sie Thermografiebefliegungen durchführen lässt. Mit dieser innovativen Methode können Wärmebilder eines jeden Gebäudes erstellt und Wärmeverluste aufgezeigt werden. Auf dieser Basis können dann Beratungsangebote zu persönlichen Einsparpotenzialen erstellt werden.
Bei Neubauten setzen wir uns vor allem für eine Bauweise aus Holz ein, da die Herstellung von Baustoffen wie Zement, Eisen oder Stahl das Klima stark belastet. Darüber hinaus bindet Holz klimaschädliche Treibhausgase aus der Atmosphäre. In einem ersten Schritt eignen sich hierfür die Neuerrichtungen von Kitas und anderer kleinerer Gebäude.
Bei der Beleuchtung des öffentlichen Raumes wollen wir die Balance wahren zwischen der Vermeidung von Stromverschwendung und Lichtverschmutzung einerseits und der erhöhten Verkehrs- und persönlichen Sicherheit andererseits. Dafür soll der vermehrte Einsatz von Bewegungsmeldern im öffentlichen Raum geprüft werden. Denn wo niemand unterwegs ist, kann die Beleuchtung automatisch energiesparend herunter gedimmt werden.
Photovoltaikanlagen auf städtischen Gebäuden müssen verstärkt ausgebaut werden. Die Prüfung der Installation sollte im Planungsprozess verpflichtend sein. Die Förderung von Photovoltaik für private Nutzer ist auch eine städtische Aufgabe. Hierfür muss noch stärker geworben werden. Die Stadtwerke Bonn sind der erste Kooperationspartner bei der Errichtung. Aber auch Dritten sollte die Möglichkeit offen gestellt werden, städtische Dachflächen zwecks Errichtung einer Photovoltaikanlage zu pachten.
Anpassung an neue Herausforderungen gestalten
Die Veränderung des Stadtklimas stellt Bonn vor neue Herausforderungen. Die Gesundheit der Bonnerinnen und Bonner und die allgemeine Lebensqualität leiden unter Hitzewellen im Sommer, die sich durch die Kessellage von Bonn mit wenig Luftzirkulation besonders belastend auswirken.
Deshalb fordern wir folgende Maßnahmen zur Verbesserung des Stadtklimas:
- Instandsetzung und Ausbau von Brunnen und weiteren Wasserbecken, um durch Verdunstungseffekte Abkühlung zu bewirken
- Verwendung heller Fahrbahnbeläge bei Erneuerungen und Neubau von Straßen. Dadurch werden die starken Aufheizungseffekte vermieden. Auch die Beschattung durch Straßenbäume kann hierzu beitragen
- Bessere Hitzeisolation von Gebäuden. Städtische Gebäude sollen zunehmend mit hellen Fassaden ausgestattet und Wandbeschattungen eingesetzt werden
- Bessere Verschattung von öffentlichen Plätzen und Spielplätzen durch Bäume.
Wir fordern einen besseren Schutz der Kanalisation durch Erweiterung und Ertüchtigung der Notüberläufe. Bei der Neuanlage von Parkplätzen sollte immer auf eine Durchlässigkeit des Belags geachtet werden. Grundsätzlich setzen wir uns für die Entsiegelung von Flächen ein, um mehr natürliche Abflussmöglichkeiten zu schaffen.
Zu den erforderlichen Anpassungsmaßnahmen gehört auch ein nachhaltiges Regenwassermanagement. Zunehmende Dürresommer führen die Wasserversorgung über Talsperren an ihre Grenzen, erhöhen den Bedarf der Landwirtschaft zur Bewässerung und damit die Ausbeutung der Grundwasservorräte. Sie steigern den Bedarf der Städte für die Bewässerung von Grünflächen und lassen die Waldbrandgefahr anwachsen.
Lebendige und grüne Stadt Bonn
Bonn birgt eine Vielzahl unterschiedlicher Landschaftselemente und besitzt eine vielfältige Tier- und Pflanzenwelt. Die Rheinaue, der Ennert und der Kottenforst sind gute Beispiele dafür, dass Bonn eine grüne Stadt ist, die bereits mit dem Label “StadtGrün naturnah” ausgezeichnet wurde.
Pflanzen in der Stadt speichern nicht nur zuverlässig CO2, sondern machen unsere Stadt auch lebenswerter. Sie kühlen die Umgebung ab, verbessern die Luftqualität und verschönern das Stadtbild. Wir setzen uns deshalb für die Begrünung von Fassaden und Dächern ein. Begrünungen dienen als natürliche Filter zum Beispiel an stark frequentierten Hauptstraßen. Sie lockern nicht nur das Stadtbild auf, sondern leisten auch einen wertvollen Beitrag zur Verminderung der Schadstoff- und Feinstaubbelastung.
Bäume haben eine immense klimatisch positive Funktion. Wir Freie Demokraten wollen den Erhalt und Schutz von Bäumen in Bonn weiterhin mit einer Baumsatzung sicherstellen. Die Fällung von Bäumen soll ab einem bestimmten Umfang genehmigungspflichtig und mit der Auflage von angemessenen Ersatzpflanzungen verbunden bleiben.
Bei der Verpachtung von städtischen Landwirtschaftsflächen sind biologische / ökologische und konventionelle Betriebe gleichberechtigt zu behandeln, soweit diese nachhaltig wirtschaften. Dazu gehört für uns beispielsweise das Anlegen von Blühstreifen, eine abwechslungsreiche Fruchtfolge und der Einsatz innovativer Technologien. Die 2019 begonnene Aufforstung des Bonner Stadtwalds mit klimastabilen Baumarten wie Eichen, Hainbuchen, Winterlinden und Kirschen wollen wir konsequent weiterverfolgen und damit einen Beitrag zur CO2-Reduktion leisten.
Zu einer lebendigen Stadt und einem intakten Ökosystem gehören nicht zuletzt auch Insekten, für die wir verstärkt Blühflächen anlegen wollen. Hierfür eignen sich vor allem städtische Grünflächen wie Friedhöfe und Parks, aber auch Dächer von Gebäuden und Haltestellen.
Zur Erhaltung von Natur und Landschaft und zur Wahrung von Erholungsräumen sprechen wir uns gegen weitere Eingriffe in Natur- und Landschaftsschutzgebiete aus. Aus unserer Sicht liegen hier die Grenzen des Wachstums bebaubarer Flächen im Bonner Stadtgebiet.
Bonn ist als UN- und Bundesstadt der ideale Ort, um hier ein zweites Mal die Bundesgartenschau auszurichten. Die Bundesgartenschau könnte als thematischen Schwerpunkt zeigen, wie wir in Zukunft wohnen wollen und wie städtische Infrastruktur im Einklang mit Natur- und Umweltschutz gelingen kann. Die Gestaltung der Rheinaue für die Bundesgartenschau 1979 hat die Stadt nachhaltig positiv geprägt. Wir fordern deshalb eine erneute Bewerbung.
Bonn sauberer machen
Unsere Stadt muss sauberer werden. Zur Müllvermeidung sollten mehr Mülleimer an hoch frequentierten Orten aufgestellt werden. Leerungen sollten dort, wo es regelmäßig zu Überfüllungen kommt, häufiger durchgeführt werden.
Zur Müllvermeidung im öffentlichen Raum wollen wir verstärkt auf Aufklärungskampagnen setzen. Dabei könnte ein besonderer Fokus auf die Belastung der Umwelt durch weggeworfene Zigaretten und Kaugummis gelegt werden. Kontrollen an stark vermüllten Orten sollen erhöht und auf die Vermeidung von Müll in Landschaftsschutzgebieten besonders hingewiesen werden.
Die Stadtverwaltung soll zudem einen zentralen Ansprechpartner für vermüllte oder verschmutzte Stellen in der Stadt benennen, der für die Bürgerinnen und Bürger bequem erreichbar ist. Das bestehende Online-Portal http://anliegen.bonn.de, mit dem eventuelle Schandflecke in der Stadt schnell gemeldet und beseitigt werden können, soll auch als nutzerfreundliche App zur Verfügung stehen.
Wir setzen uns außerdem dafür ein, dass in der Klärschlammkooperation Rheinland Lösungen gefunden werden, um in einer Monoverbrennungsanlage den Klärschlamm möglichst effizient zu verwerten. Dies schließt die Phosphorrückgewinnung und die energetische Nutzung als Fernwärme ein.
Lärmschutz und Luftreinhaltung sind Grundvoraussetzungen für die Lebensqualität in Bonn. Wir setzen uns daher für die Nutzung umweltfreundlicher Kraftstoffe bei den Fahrzeugen des öffentlichen Nahverkehrs ein. Dabei sind wir ideologiefrei und offen für alle Technologien und wollen zum Beispiel Wasserstofftechnologie, synthetische Treibstoffe und eine effizientere herkömmliche Verbrennung zulassen. Zur Lärmminderung und Erhöhung der Attraktivität von Wohngebieten wollen wir auf die Deutsche Bahn einwirken, dass insbesondere zur Nachtzeit die Geschwindigkeit des zunehmenden Güterverkehrs durch das links- und rechtsrheinische Stadtgebiet reduziert wird.