Integration
In den Jahren 2015 und 2016 wurde Deutschland durch die hohe Zahl an Asyl- und Schutzsuchenden, die vor Krieg, Verfolgung und Not aus ihrer Heimat geflüchtet sind, vor bisher nie dagewesene Herausforderungen gestellt. Die Versorgung der Flüchtlinge ist eine gesamtstaatliche Aufgabe, bei der die Kommunen die Hauptlast tragen. Auch die Stadt Bonn ist bei der Unterbringung der Geflüchteten an die Grenzen ihrer Möglichkeiten gegangen.
Mittlerweile hat sich die Lage (vorübergehend) entspannt. Zurzeit sind wieder freie Kapazitäten in den Bonner Erstaufnahmeeinrichtungen zu verzeichnen. Der wesentlich langwierigere Prozess der Integration dieser vielen Einwanderinnen und Einwanderer ist aber noch nicht abgeschlossen und wird Bund, Land und Kommunen noch für lange Zeit beschäftigen.
Kontrollierte Einwanderung ist in Deutschland erwünscht und notwendig. Die überwältigende Mehrheit der Einwanderinnen und Einwanderer lebt in unserer Gesellschaft integriert und sie sind als neue Nachbarinnen und Nachbarn Teil unserer Gesellschaft. Wegen der demographischen Entwicklung und des Fachkräftemangels werden wir in Deutschland auch weiterhin auf Zuwanderung angewiesen sein. Wir sind stolz darauf, dass Menschen aus allen Teilen der Welt nach Bonn ziehen, um hier zu leben, zu lernen und zu arbeiten.
Integration bedeutet auch Akzeptanz von Zuwanderung
Integration bedeutet nicht Assimilation (Angleichung), aber auch eine Segregation (Spaltung) von unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen darf nicht entstehen. Wenn Menschen sich von der Mehrheitsgesellschaft abwenden und nur in den eigenen Gemeinschaften verkehren, führt das im Alltag zu erheblichen Problemen.
Zum einen schadet es den Einwanderern, die mit der Stadtgesellschaft nicht vertraut werden und die Chancen unserer Gesellschaft nicht vollständig wahrnehmen können. Es schadet aber auch den länger ansässigen Bürgerinnen und Bürgern, die in Wohnvierteln mit einem hohen Anteil nicht integrierter Einwanderinnen und Einwanderer sich und ihren gewohnten Alltag bedroht fühlen. Daraus entstehende Ablehnung, die zu Unrecht auf alle Menschen mit Einwanderungsgeschichte übertragen wird, löst wiederum bei diesen das Gefühl aus, in der Stadtgesellschaft nicht erwünscht, sondern nur geduldet zu sein. Diesen Kreislauf von fehlender Akzeptanz auf beiden Seiten müssen wir durchbrechen. Ob Migration gelingt oder scheitert, entscheidet sich durch Engagement vor Ort.
In Bonn lebt eine wachsende Zahl von Muslima und Muslimen unterschiedlicher Herkunft. Wir treten dafür ein, dass sie für sich Gebetsräume schaffen können. Für die Akzeptanz von Moscheen ist ein umfassender Dialog hilfreich. Er dient dazu, Ängste und Vorbehalte abzubauen und trägt zum fairen Miteinander zwischen den Religionsgemeinschaften und insgesamt allen Teilen der Stadtgesellschaft bei. Für uns gehört hierzu aber auch der kritische Dialog der Bonner Moscheevereine mit ihren Dachverbänden.
Sprache und Bildung als Motoren der Integration
Die wichtigsten Schlüssel für gelungene Integration sind Sprache und Bildung. Ohne eine gemeinsame Sprache misslingt Kommunikation und das friedliche Zusammenleben kann gefährdet sein. Für Einwanderinnen und Einwanderer und besonders für Kinder und Jugendliche gilt: Wer die deutsche Sprache beherrscht, hat deutlich bessere Chancen im Beruf, aber auch bei der individuellen Entfaltung in unserer Gesellschaft. Daher unterstützen die Freien Demokraten alle Maßnahmen, die zum Erlernen der deutschen Sprache beitragen. Hier tragen insbesondere Kitas und Schulen große Verantwortung und müssen größtmögliche Unterstützung erfahren.
Wir setzen uns zudem für Integrationslotsen ein, die beim Gang zu Behörden oder Elternsprechtagen helfen. Die Freien Demokraten wollen darüber hinaus, dass mit aufsuchender Sozialarbeit noch nicht integrierten Menschen Perspektiven zur Integration und damit neue Chancen aufgezeigt werden. Dabei handelt es sich um besonders niederschwellige und lebensweltnahe Angebote.
Integration bedeutet Teilhabe
Der öffentliche Dienst soll ein Abbild unserer Gesellschaft sein. Wir setzen uns für eine interkulturelle Öffnung der Verwaltung ein. Wir wollen, dass Beschäftigte mit Einwanderungsgeschichte in allen Ämtern angemessen vertreten sind und werden die Verwaltung bei der gezielten Gewinnung fachlich geeigneten Personals mit ausländischen Wurzeln unterstützen. Diese Menschen zeigen mit ihrer Tätigkeit bei Verwaltung, Schule und Kitas, dass sie sich mit Bonn und den Werten unserer Gesellschaft identifizieren. Als Vorbilder können sie gerade Kinder und Jugendliche positiv prägen.
Wir wollen, dass sich Menschen mit Einwanderungsgeschichte aktiver in der Politik vor Ort engagieren. Wer dauerhaft hier lebt, muss sein Lebensumfeld mitgestalten können. Dazu gehört, ihre oder seine Interessen und Sichtweisen in die politischen Entscheidungen einbringen zu können. Demokratie lebt von der Vielfalt der Ideen. Wir laden deshalb ausdrücklich gerade auch Bürgerinnen und Bürger mit Einwanderungsgeschichte ein, bei uns in der FDP mitzuwirken und aktiv kommunale Politik zu gestalten.
Integration als Gemeinschaftsaufgabe verstehen
Weltweit waren noch nie so viele Menschen auf der Flucht vor Krieg, Terror und politischer Verfolgung. Daher werden wir auch in Zukunft mit steigenden Flüchtlingszahlen konfrontiert werden. Wir stehen klar zu unserer humanitären und moralischen Verpflichtung, Menschen auf der Flucht zu schützen.
Die zumeist jungen Menschen kommen mit der Hoffnung, hier in Frieden und Freiheit zu leben. Einige bringen jedoch auch Konflikte ihrer Heimatländer mit. Wir erkennen die damit verbundenen Herausforderungen für unser Zusammenleben, sowohl zwischen verschiedenen Gruppen von Einwanderinnen und Einwanderern als auch mit der Mehrheitsgesellschaft. Wir setzen uns in Bonn für offenen Dialog und Mediation ein.
Integration gelingt vor Ort: Die ehrenamtlich engagierten Bonnerinnen und Bonner und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Verwaltung haben bei der Unterbringung, Betreuung und Integration Großartiges geleistet. Dazu hat insbesondere das selbstlose Engagement vieler ehrenamtlich tätiger Bürgerinnen und Bürger beigetragen. Ihnen zollen wir großen Respekt und danken ihnen.
Wir sprechen aber offen an, dass es zu einer Überforderung von Kommunen, sozialen Einrichtungen und vielen ehrenamtlich Tätigen kommen kann. Bund und Land müssen hier weiterhin Verantwortung übernehmen und die Kommunen unterstützen sowie mit den notwendigen Mitteln ausstatten, um die große Herausforderung zu bewältigen.